Der geplante Schnellzugverkehr mit Dampflokomotiven bei der Deutschen Reichsbahn zum Ende der 1930er Jahre erforderte für den Einsatz auf Strecken mit nur 18 t Achslast eine Weiterentwicklung der erfolgreichen, aber mit 130 km/h zu langsamen Baureihe 03.

Wie auch bei der Baureihe 01, entschied sich die Hauptverwaltung der Reichsbahn für den Bau einer Dreizylinder-Lokomotive mit Stromlinienverkleidung. Die Vorauslokomotiven 03 1001 und 03 1002 lieferte die Firma Borsig im Jahr 1939. Insgesamt sollten 140 Lokomotiven der Baureihe 03.10 gebaut werden, doch auf Grund des Zweiten Weltkrieges und der damit verbundenen Wirtschaftssituation wurden die Aufträge storniert und nur 60 Maschinen in Dienst gestellt. Neben der Firma Borsig lieferten auch Krauss-Maffei und Krupp diese Lokomotivbaureihe aus.

Als Weiterentwicklung der Baureihe 03 erhielt die Baureihe 03.10 ein Dreizylindertriebwerk mit einfacher Dampfausdehnung, wobei der mittlere Innenzylinder die 1. Kuppelachse und die beiden Außenzylinder die 2. Kuppelachse antreiben. Mit dem Drillingstriebwerk wurde eine höhere Laufruhe im Bereich der Höchstgeschwindigkeit erreicht. Die ursprüngliche Höchstgeschwindigkeit der Maschinen von 150 km/h ist im Jahr 1941 auf Verfügung des Reichsverkehrsministeriums auf 140 km/h herabgesetzt worden.

Nach der Indienststellung kamen die Lokomotiven der Baureihe 03.10 zunächst in die Bahnbetriebswerke Nürnberg, Ulm, Wien-West und Linz. Doch schon 1942 konzentrierte man die Maschinen in den Bw Posen und Kattowitz, bevor man sie zum Ende des Zweiten Weltkrieges hin in Richtung Westen abfuhr. Insgesamt 21 Lokomotiven der Baureihe 03.10 waren schließlich im Bestand der Deutschen Reichsbahn der DDR, welche die Maschinen zunächst überwiegend in den Betriebswerken Leipzig-West und Halle P stationierte. Schon kurz nach dem Krieg wurden die Maschinen ihrer nun unnötigen Stromlinienverkleidung beraubt. Ab 1959 wurden 16 der 21 Lokomotiven einem Rekonstruktionsprogramm unterstellt. Dabei erhielten sie neue Kessel sowie Mischvorwärmer-Anlagen. Lediglich die 03 1010 und 03 1074 behielten ihre Oberflächenvorwärmer der Bauart Knorr, da sie, ausgestattet mit Riggenbach-Gegendruckbremsen, bei der VES-M in Halle als Bremslokomotiven eingesetzt wurden.

In den 50er Jahren waren alle 03.10 in Stralsund stationiert, von wo aus sie u. a. Schnellzüge nach Berlin beförderten. Bis auf 03 1087, sie wurde 1952 auf Kohlenstaubfeuerung umgebaut, 1959 allerdings wieder auf Rostfeuerung rückgebaut, erhielten alle Lokomotiven ab 1965 eine Ölhauptfeuerung. Damit entwickelte man diese Baureihe zu einer der leistungsfähigsten Dampflokomotiven bei der Deutschen Reichsbahn. Die 03 1010 ist als einziges betriebsfähiges Exemplar der Baureihe 03.10 erhalten geblieben, steht aber mit ihrem Oberflächenvorwärmer nicht für die typische Reko- 03.10. Diese vertritt die nicht betriebsfähige 03 1090, welche zur Zeit in Schwerin abgestellt ist.

Unsere 03 1010 wurde am 07. November 1940 beim Bw Berlin-Grunewald in Dienst gestellt, von wo aus sie 1942 zum Bw Stargard wechselte. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam 03 1010 zunächst zum Bw Leipzig-West, doch schon 1953 wurde sie erstmals nach Halle umbeheimatet. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits ihre Stromlinienverschalung verloren. Wie bereits erwähnt, wurde 03 1010 in Halle u. a. bei der VES-M als Bremslokomotive bei Versuchsfahrten eingesetzt. Im Jahr 1967 erfolgte im RAW Meiningen der Umbau von Kohle- auf Ölhauptfeuerung, mit welcher die Lok bis 1982 im Einsatz war. Erst im November 1974 verließ sie das Bw Halle P in Richtung Stralsund. Dort fand 03 1010 Arbeit im schweren Schnellzugdienst nach Berlin. Am 31. Mai 1980 hatte sie die Ehre, den letzten planmäßigen Dampfschnellzug auf der Strecke Berlin – Stralsund zu bespannen, was gleichzeitig den Abschied der Baureihe 03.10 bedeutete. Als offizielle Museumslok kam 03 1010 im Jahr 1982 wieder zurück nach Halle. In den folgenden Jahren wurde sie häufig vor Sonderzügen eingesetzt. Spektakulär waren ihre Auslandsfahrten nach Schweden, Österreich (beides 1987) und in die BRD (1989). In der „Nachwendezeit“ folgten Fahrten im ganzen Bundesgebiet sowie auf Strecken in den Nachbarländern. Auch bei den zahlreichen Plandampfveranstaltungen seit Anfang der 1990er Jahre wurde 03 1010 eingesetzt und begeisterte ein ums andere Mal die Fans des Drillingstaktes. Auf Grund ihres Klanges im höheren Geschwindigkeitsbereich erhielt 03 1010 von britischen Eisenbahnfans den Spitznamen „Roaring Monster“.

Die Betriebserlaubnis der 03 1010 ist im Sommer 2019 abgelaufen. Auch wenn die Lok derzeit nicht betriebsfähig (und daher im DB Museum Halle abgestellt) ist, wird sie von ihrem ehemaligen Stammpersonal im Rahmen der derzeitigen Möglichkeiten betreut und gepflegt.